Über Intergeschlechtlichkeit und Menschenrechte

Zum IDAHOBIT möchte ich eine Filmdoku von Regine Abadia vorstellen: „Nicht Mann, nicht Frau“ von 2017. Der Film ist momentan auf YouTube zu sehen, hier der Link zum Film!

Auch innerhalb der queeren Community kennen manche vielleicht nur den Begriff Intergeschlechtlichkeit, wissen aber nicht so genau, was damit gemeint ist und was es bedeuten kann, inter* zu sein, obwohl sich das „I“ inzwischen längst in der Abkürzung LSBTIQA* etabliert hat.

Die Stärke des Films ist, dass nicht etwas Bestimmtes über Inter* behauptet wird, sondern verschiedene inter* Menschen zu Wort kommen. Die Erzählungen berühren, gehen nahe und sind verstörend in dem, was Menschen durch medizinische Eingriffe ohne medizinische Notwendigkeit erfahren mussten und immer noch erfahren. Dieser Film ist ein wichtiger, auch politischer Beitrag, der aufzeigt, dass mitten in Europa und Deutschland, aber auch anderen Ländern, Menschenrechtsverletzungen passieren. Durch die Pathologisierung von Intergeschlechtlichkeit und – daraus folgend – durch medizinisch nicht notwendige, schwerwiegende Eingriffe im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter, die das Recht auf körperliche und psychische Unversehrtheit der betroffenen Menschen massiv verletzen. Die deutsche Gesetzgebung verbietet und bestraft diese Eingriffe immer noch nicht in ausreichender Weise, um inter* Kinder und Jugendliche vor diesen Eingriffen zu beschützen. Eine umfassende Aufklärung über Intergeschlechtlichkeit ist erforderlich. Insbesondere adäquate Informationen und Peer-Beratung für Eltern von intergeschlechtlichen Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen, damit diese den notwendigen Spielraum erhalten – zum Wohle ihrer Kinder – medizinische Interventionen abzulehnen, ohne durch Mediziner*innen unter Druck zu geraten. 

Auch die eigentlich nicht neue Erkenntnis, dass es mehr als nur zwei Geschlechter im menschlichen Sein gibt, ist im Mainstream noch lange nicht angekommen. Im Gegenteil, es wird enorm viel dafür getan, um das Zweigeschlechtersystem aufrecht zu erhalten, und die Deutungshoheit liegt bei den Personen, die ihr festzementiertes Dasein (cis, binär, dyadisch, hetero, weiß, nicht behindert ) für selbstverständlich und normal halten , und alles davon Abweichende zur Nicht-Norm erklären. Das hat auch zur Folge, dass zwanghaft alles, was scheinbar davon abweicht, „angepasst“ werden soll – mit oftmals verheerenden Folgen und Zwängen, nicht nur für inter*, nichtbinäre* und trans* Menschen, sondern auch für alle, die sich diesen einengenden Strukturen nicht anpassen können und/oder wollen.

Umso mehr sind wir aufgefordert, klarzustellen, dass es nicht nur zwei, auch nicht nur drei, sondern viele Geschlechter gibt. Geschlecht ist ein großes Spektrum an Vielheit. Wir alle zusammen können uns informieren, aufklären, aus unserem eigenen Erfahrungsschatz schöpfen und politisch handeln. Um am Ende endlich eine klare Gesetzgebung zu bewirken, die wirksam alle inter* Menschen schützt und alle medizinischen Eingriffe an inter* Menschen, solange sie im Erwachsenenalter nicht selbst gewählt werden, verbietet und bestraft.

Hier einige hilfreiche und interessante links zum Thema:

Podcast Zwitter*Plausch: Was ist Intergeschlechtlichkeit?

https://open.spotify.com/episode/2x5PFMRisDn8Enwz6E5du6

Informative Website für inter* Menschen (in englischer Sprache):

https://myintersexstory.oiieurope.org/home

Aktuelle Publikation des Bundesverbandes Intergeschlechtliche Menschen e.V.

https://im-ev.de/wp-content/uploads/2021/06/Broschuere_IMeV_web.pdf

Eine Broschüre der Organisation Intersex International Europe e. V. zum Thema Inter*:

https://oiigermany.org/wp-content/uploads/2017/02/COHR_DE_INTER.pdf

Und ein neu erschienenes Buch über Intergeschlechtlichkeit:

http://www.querverlag.de/inter/

Die Flagge für Pride Inter*:

We are ALL OUT und die HIRSCHFELD-EDDY-STIFTUNG

Mutige Aktivist*innen treten heute auf allen Kontinenten für die Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen ein. Sie machen deutlich, dass die Menschenrechte universell und unteilbar sind.




Die Hirschfeld-Eddy-Stiftung unterstützt diesen Kampf durch direkte Unterstützung und Spendenaufrufe, Veranstaltungen im In- und Ausland sowie Informationsvermittlung an die Verantwortlichen der Auswärtigen Politik, der internationalen Zusammenarbeit und der Menschenrechtsarbeit. 
Hier könnt Ihr die Hirschfeld-Eddy-Stiftung unterstützen

Für die Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen

Bundesregierung beschließt LSBTI*-Inklusionskonzept für die Auswärtige Politik und Entwicklungszusammenarbeit

Berlin, 03. März 2021. Heute hat das Bundeskabinett dem „LSBTI*-Inklusionskonzept für die Auswärtige Politik und die Entwicklungszusammenarbeit“ zugestimmt. Damit setzt die Bundesregierung eine langjährige Forderung der Zivilgesellschaft, insbesondere der Hirschfeld-Eddy-Stiftung (HES) und der Yogyakarta-Allianz um. Dazu erklärt Axel Hochrein, Mitglied im Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) und Vorstand der HES:

Die Hirschfeld-Eddy-Stiftung begrüßt die erfreuliche, gemeinsame Anstrengung des Auswärtigen Amts (AA) und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zur Erstellung des LSBTI*-Inklusionskonzepts. Deutschland schließt damit an Länder wie Kanada, Schweden oder die Niederlande an, die schon vor Jahren solche Konzepte umgesetzt haben.

Mit der Veröffentlichung des LSBTI*-Konzepts wird ausdrücklich die Tatsache anerkannt, dass die Auswärtige Politik und die Entwicklungszusammenarbeit eine Schutzverpflichtung auch gegenüber LSBTI* in den Partnerländern haben. Das ist ein wichtiger, längst überfälliger erster Schritt. Es gilt nun, dieses Konzept mit Leben zu erfüllen und konsequent anzuwenden.

Leider ist das Konzept nicht rechtlich bindend. Dennoch sind für Ministerien, Durchführungsorganisationen und Diplomatie wichtige Vorgaben und Anregungen geschaffen worden, ein Referenzdokument und ein Leitfaden, der die Partner*innen in den Ländern des Globalen Südens und Ostens stärken und den hiesigen Akteur*innen Regenbogenkompetenz vermitteln wird.

Die Hirschfeld-Eddy-Stiftung hatte u.a. gefordert, dass der Zivilgesellschaft eine zentrale Rolle beigemessen wird, dass sie bei allen Vorhaben gehört und eingebunden werden soll, um sicherzustellen, dass möglicher Schaden von vornherein abgewendet wird. Darüber hinaus sollte der Erwerb von Regenbogenkompetenz und auch die Menschenrechtslage von LSBTI* Bestandteile der Aus- und Fortbildung für angehende Diplomat*innen werden. Zudem muss auch eine ernsthafte und kritische Auseinandersetzung mit der europäischen Kolonial- und Missionsgeschichte festgeschrieben werden, die eine der Ursachen für die LSBTI*-feindlichen Einstellungen in den ehemaligen Kolonien sind.
Hintergrund
Die HES fordert seit 2011 eine Selbstverpflichtung für die deutsche EZ und Außenpolitik. Die Yogyakarta-Allianz hat 2017 einen 13-Punkte-Forderungskatalog aufgestellt.

(Auszug aus dem NEWSLETTER der Hirschfeld-Eddy-Stiftung vom 3. März 2021)

 Weiterlesen oder Newsletter bestellen:
https://www.hirschfeld-eddy-stiftung.de/

Demo für queere Sichtbarkeit im Greifswald

Am 12. Oktober 2020 um 13h45 fand die DEMO für QUEERE SICHTBARKEIT in Greifswald statt. Hier der Beitrag von QUEER!WIR HIER von Janine, der Bezug nimmt auf die diffamierenden Äußerungen von CDU-Politiker Sascha Ott, der sich in der Kreistagssitzung von Vorpommern-Greifswald am 2. März 2020 gegen die Hissung der Regenbogenfahne an Rathäusern zu queeren Gedenktagen aussprach und der Homosexuelle als „mikroskopische Randgruppe” bezeichnete.

“Ich bin Janine. Ich bin Stralsunderin, 28 Jahre alt, arbeite im Öffentlichen Dienst und bin cis lesbisch. Ich vertrete die Initiative QUEER! WIR HIER. aus Stralsund. Uns gibt es seit März 2019. Wir sind kein Verein. Wir sind eine Gruppe unterschiedlicher queerer Menschen. Wir sind lesbisch, schwul, bi, pan oder a_sexuell. Einige von uns sind non-binär, trans* oder inter*. Andere sind cis. Was uns eint, ist die gemeinsame Lebenserfahrung, zu einer Minderheit zu gehören, die – immer noch – für ihre Rechte und ihre Sichtbarkeit einstehen muss. Der gemeinsame Wunsch nach Austausch, Sichtbarkeit und Akzeptanz bringt uns zusammen.
Wir sind parteilich unabhängig und stellen uns klar gegen jede Art von Homo- und Trans*phobie, Sexismus, Rassismus und anderweitig ausgrenzendem Denken und Verhalten. Es versteht sich für uns von selbst, dass Personen mit rechtspopulistischen oder gar rechtsradikalen Ansichten in unserer Gruppe nicht erwünscht sind. 

Laut Statistik (Online Portal für Statistik) Stand 2019, identifizieren sich 7,4% aller Deutsche*n als LGBTI*, d.h. allein in meiner Stadt Stralsund leben danach 4.366 queere Menschen, das sind in Mecklenburg Vorpommern 119.140 und in der ganzen Bundesrepublik etwa 6.143.480 queere Menschen.
Ich behaupte, wir sind damit Teil der Mehrheitsgesellschaft und dankbar, hier unseren Teil dazu beizutragen, in diesem demokratischen Land zu leben, zu arbeiten und vom Grundgesetz geschützt zu sein.

Sie, Herr Dr. Ott, bringen mit ihren Aussagen diese Demokratie in Gefahr! Sie treten mein Verständnis von der Würde jedes einzelnen Menschen mit Füßen! – denn ich bin 100% Mensch, wie Sie auch. Als Staatsbeamter und CDU Politiker grenzen Sie mit ihren öffentlich geäußerten Ansichten Menschen aus. Mit ihrer ablehnenden Haltung zur Hissung der Regenbogenflagge diskriminieren sie!  Seien sie gerecht bei ihren Entscheidungen, denn Justiz und Politik sind für alle Menschen da!“

QUEER!WIR HIER. zeigt den Film „Uferfrauen- lesbisches L(i)eben in der DDR“

Wir zeigen den Film „Uferfrauen- lesbisches L(i)eben in der DDR“, 2019 von Barbara Wallbraun am 30.9.2020 um 19h in der Kreisvolkshochschule Stralsund.

Mit Unterstützung der Heinrich-Böll-Stiftung MV wird der Film im Rahmen einer Filmtour durch Mecklenburg-Vorpommern in Stralsund in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Stralsund, die unserer Initiative QUEER!WIR HIER. einen Raum zur Ausstrahlung des Films zur Verfügung gestellt hat, gezeigt. Im Anschluss an den Film gibt es ein Gespräch mit der Regisseurin Barbara Wallbraun und zwei Protagonist*innen aus dem Film. Moderiert wird die Runde von Kay Wellner.

ZUM FILM:

Die DDR, ein Land das vor 30 Jahren verschwand. Ein Land, von dem man sagt, es wäre in seinen sozialen Strukturen und Frauenrechten weitaus fortschrittlicher gewesen als manch kapitalistisches Land. Ein Land, wo Frauen gleichberechtigt arbeiten und leben konnten, die Pille erlaubt war und der Paragraph § 175 erstmals 1969 verändert und 1989 ganz abgeschafft wurde. Doch wie lebten und erlebten die Homosexuellen der DDR die Liebe und das Leben unter der „Regenbogenfahne“? Wie sichtbar war deren homosexuelle Identität, Lebensweise und Geschlechtlichkeit wirklich?

„Uferfrauen rückt die Homosexualität unter Frauen in der DDR in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und lässt ein Stück unerzählter (ost)deutscher Geschichte lebendig werden.“ (www.uferfrauen.de)

Uferfrauen begleitet sechs Protagonist*innen, die in Groß- und Kleinstädten in Nord und Süd der ehemals sozialistischen Republik lebten. Die Frauen lassen das Publikum an ihrem damaligen Lebensalltag teilhaben, an ihrem Kampf um Selbstbestimmung, der ersten Liebe, unkonventioneller Familienplanung sowie Konflikten mit der SED und dem Gesetz. Wie wirkt das lesbische Sein unter den Bedingungen des sozialistischen Regimes und seiner Gesellschaft bis heute nach? Dieser Frage stellte sich die 1983 geborene Regisseurin Barbara Wallbraun. Sie porträtierte Frauen, die sich selbst treu blieben, die sich damit jedoch gegen die staatlichen Dogmen richteten und deshalb Repressionen ausgesetzt waren. Uferfrauen vermittelt das omnipräsente Gefühl von der Einsamkeit als Außenseiterin, der gesellschaftlichen Tabuisierung von Homosexualität, dem Zwang nach Konformität und der Anpassung in einem repressiven Staat – ein Leben am (privaten) Rand der Gesellschaft, immer im persönlichen Zwiespalt, ins kalte Wasser zu springen oder am sicheren Ufer zu bleiben.

UFERFRAUEN – ein Dokumentarfilm über lesbisches L(i)eben in der DDR
Ein empfehlenswerter Film, der aufwühlt, unter die Haut geht, der Schicksale aufzeigt, die Betrachter*in mitnimmt, der anklagt ohne zu verurteilen.
Eine sehr gut recherchierte Arbeit.
Danke – für das Bewahren Eurer Geschichten
Danke – für die Liebe
Danke – für Euer Engagement gegen das Vergessen
Danke – für die Sichtbarkeit
Danke – für Euren Mut „
 / Kommentar einer Zuschauer*in




Grundgesetz für alle

https://campaigns.allout.org/de/grundgesetz-fuer-alle

Worum geht es ? 

Aktuell verhandeln Bundesregierung und Bundestag über die Streichung des „Rasse“-Begriffs im Artikel 3 des Grundgesetzes (GG). Diese einmalige Gelegenheit darf nicht ungenutzt bleiben, um auch Menschen aufgrund der sexuellen und geschlechtlichen Identität zu schützen. Sie sind die einzige Opfergruppe der Nationalsozialisten, die bisher nicht durch den Artikel 3 im GG geschützt sind. Bis zur nächsten Gelegenheit könnte es Jahrzehnte dauern.

Auch nach dem Ende des Nationalsozialismus wurden noch ca. 50.000 Menschen aufgrund ihrer sexuellen Identität angeklagt und damit Karrieren, Familien und Biografien zerstört. Das darf nie wieder passieren. Trotz der Ehe für Alle erleben sehr viele Menschen der queeren Community bis heute Diskriminierung, Ausgrenzung, Hassgewalt. Ein Schutz durch das GG sichert die Menschenrechte von Menschen der queeren Community für die Zukunft ab.

Wer steht hinter der Aktion? 

Seit Februar 2020 arbeiten die wichtigsten queeren Menschenrechtsorganisationen Deutschlands (Auflistung aller NGOs am Schluss des Appells) an einer gemeinsamen Kampagne zur Ergänzung des GG. Die Kampagne ist überparteilich und wird durch viele rein ehrenamtlich Engagierte getragen.

Was sind die nächsten Schritte? 

Der Appell ist das Fundament der Kampagne und wird als wichtiger Impuls in die Verhandlungen im Bundestag eingebracht. Darin wird die Bundespolitik aufgefordert sich eine konkrete Formulierung zur Ergänzung des Artikel 3 GG zu überlegen, die die queere Community in ihrer ganzen Vielfalt effektiv schützt. Zeitgleich sollen möglichst viele Unterschriften in der Bevölkerung gesammelt werden, die die Forderungen unterstützen. Die Ansprache über Prominente aus allen gesellschaftlichen Bereichen soll helfen möglichst viele Unterschriften zu sammeln und Eindruck auf die Politik zu machen. In den folgenden Wochen soll über verschiedene weitere Kampagnenbausteine noch größere Sichtbarkeit geschaffen werden.

Die Ehe für alle…

Im Jahr 1989 wurde der erste Grundstein mit der Einführung der Eingetragenen Lebenspartnerschaft in Dänemark gelegt.

Axel Lundahl-Madsen und Eigil Eskildsen gelten im skandinavischen Raum als die Väter der Homo-Ehe. Über vierzig Jahre kämpften sie für die Gleichstellung schwuler und lesbischer Paare in ihrem Land. Im Jahr 1989 waren sie weltweit das erste Homo-Paar, das die Ehe einging. Zehn Jahre später, am 6. Mai 1999, wurde die sogenannte „Hamburger Ehe“ eingeführt. Sieben Paare, drei lesbische und vier schwule, wurden vom Leiter des Standesamtes in Hamburg sowie der Gleichstellungssenatorin Krista Sager empfangen. Damals war das Modell noch höchstumstritten und hatte zunächst lediglich symbolischen Charakter. Jedoch wurde ein neuer Weg eingeschlagen, sodass Hamburg in einem gemeinsamen Entschließungsantrag der Nordländer mit Schleswig-Holstein und Niedersachsen den Antrag für die Öffnung der Ehe durch den Bundesrat gebracht hat.

Ab dem 1. August 2001 bis einschließlich September 2017 ermöglichte das Gesetz über die Eingetragene Lebenspartnerschaft- kurz Lebenspartnerschaftsgesetz- den Homosexuellen in Deutschland die Begründung einer Lebenspartnerschaft. Aus Symbolcharakter wurde endlich Sicherheit in Steuer- und Erbschaftsfragen sowie der Mitversicherung bei Krankenkassen wie auch beim Auskunftsrecht im Krankheitsfall.

Seit dem 1. Oktober 2017 ist die eingetragene Lebenspartnerschaft passé und die Ehe für alle da. Deutschland ist das 24. Land auf der Welt, das die gleichgeschlechtliche Ehe zulässt. Sie ist vor allem in Europa, aber auch in Nord- und Südamerika verbreitet.

Jahrzehnte haben Schwule und Lesben gekämpft- allen Widerständen und Schikanen getrotzt und einen weiteren Schritt zur Gleichberechtigung erreicht. Der Paragraph 1353 im Bürgerlichen Gesetzbuch wurde am 1. Oktober 2017 wie folgt geändert: „ Die Ehe wird von zwei Personen verschiedenen oder gleichen Geschlechts auf Lebenszeit geschlossen“.

Auch in Stralsund haben sich noch im Jahr 2017 fünf gleichgeschlechtliche Paare das Ja-Wort. Im darauffolgenden Jahr waren es insgesamt 28 Homosexuelle, die sich dazu entschieden, den rechtlichen Stand der Ehe einzunehmen.

Mit der Ehe für alle hat sich die Möglichkeit eröffnet, ein Kind zu adoptieren, ohne zunächst große Hürden überwinden zu müssen. Ein Wehmutstropfen aber bleibt es dennoch. Denn zwei verheiratete Frauen bekommen nicht automatisch beide das Sorgerecht für ein Kind, sondern nur die Frau, die das Kind austrägt. Die andere hat keine Rechte am eigenen Wunschkind. Sie kann ihr Kind lediglich als Stiefkind adoptieren. Ein schwules Ehepaar hat die Möglichkeit ein Kind zu adoptieren bzw. ein Pflegekind aufzunehmen.

Im Bundesjustizministerium wird über eine Modernisierung des Familienrechts nachgedacht. Auf die Umsetzungsmaßnahmen sind wir gespannt und werden natürlich berichten.

Sarah Cornils, Gleichstellungsbeauftragte der Hansestadt Stralsund

Eine gelungene erste Veranstaltung von QUEER! WIR HIER.

14.06.2019 gegen 18:30 Uhr in der Theater Kantine der Hansestadt Stralsund: Die Regenbogenfähnchen sind auf allen Tischen der Theater Kantine in Stralsund platziert. Die gerade frisch ins Leben gerufene Initiative QUEER!WIR HIER“ (Stralsund, 18.03.2019) lädt zum ersten Kulturabend ein. Das Team ist gespannt, wer der Einladung folgen wird. 

Stralsund hat aktuell 59.610 Einwohner*innen (Quelle: Einwohnermelderegister der Hansestadt Stralsund, Stand 31.12.2017). Wenn man davon ausgeht, dass davon 7,4 % (Quelle: https://www.jetzt.de/lgbt/dalia-studie-zu-lgbt-anteil-in-der-bevoelkerung) der LSBTI Community zuzuordnen sind, erreichen wir eine stattliche Zahl von 4411 Menschen mit LSBTI Zugehörigkeit in der Stadt Stralsund. 

Das Team möchte mehr Sichtbarkeit von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*gender und Intersexuellen -kurz LSBTI- Menschen in Stralsund erreichen, möchte aufmerksam machen auf die Belange dieser Menschen, will aufräumen mit Klischees und Vorurteilen und deutlich machen, dass Homosexualität keine Krankheit ist, sondern eine individuelle Lebensweise, die geschützt, geachtet und unterstützt werden muss. 

Unsere Kulturabende sollen dabei helfen, Brücken zu bauen und Befangenheiten gegenüber Homosexuellen abzubauen. Denn wir LSBTI sind nicht ANDERS, sondern Teil der Gesellschaft. Vielleicht sind wir eure Mutter oder euer Vater, eure Tochter oder euer Enkelkind, eure Tante oder euer Opa, eure Lehrerin oder euer Ausbilder, eure Freundin oder euer Kumpel. Wir leben mit und mitten unter Euch und tragen zur Vielfältigkeit des Lebens bei. 

Hoch erfreut konnten wir Zuhörer*innen aus Stralsund, Greifswald, Schwerin, aus dem Umland und Berlin begrüßen. Manche sind deutlich der LSBTI Community zuzuordnen, andere folgten dem Aufruf sich offen, nicht homophob, interessiert und tolerant mit der Thematik zu beschäftigen. 

Zusammen erlebten alle einen kurzweiligen Abend mit zwei Autor*innen des Autor*innenteams des Buches „Heteros fragen, Homos antworten“. Dr. Anja Kühne und Tilmann Warnecke lasen Kolumnen aus ihrem Buch und luden das Publikum ein, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und zu diskutieren. Das machten die beiden Autor*innen so charmant, dass Annährung und Austausch sofort stattfanden. Und so wurde deutlich über mangelnde Sichtbarkeit in Mecklenburg-Vorpommern, über zu wenig ‚LSBTI‘ Angebote, über Transfeindlichkeit und dem unzureichenden Transsexuellen Gesetz, über verstörende Aufklärung in Kitas und Schulen, dem hoffentlich baldigen Verbot von Konversionstherapien und der aktuellen politischen Auffassung einiger Parteien gesprochen.

Nach Ende der Lesung gab es erste Vernetzungen unter den Anwesenden. Träger, Vereine, Gruppen schmiedeten erste Pläne für gemeinsame Aktionen. Jedes Regenbogenfähnchen fand ein neues Zuhause. Ach ja, wie leicht kann Akzeptanz, Toleranz und Nächstenliebe sein.

Das Team von QUEER!WIR HIER. aus Stralsund dankt allen Anwesenden, dem Theater Vorpommern in Stralsund für die Gastfreundschaft und Bewirtung, den Autor*innen Dr. Anja Kühne und Tilmann Warnecke für die Lesung, der Stadt Stralsund für die öffentliche Transparenz, und Allen die für diesen tollen Abend gesorgt und an ihm mitgewirkt haben.

Die Initiative lädt wieder ein: an jedem dritten Montag eines Monats jeweils von 17:00 – 19:00 Uhr in die Mönchstr. 17 in Stralsund. Wir freuen uns auf Euch.

Sylke Engelhardt für QUEER! WIR HIER.

Heteros fragen, Homos antworten

14.06.2019 von 19:00 bis 21:00 Uhr Lesung & Gespräch

Eine Lesung mit den Autor*innen Dr. Anja Kühne, Verantwortliche Redakteurin für Bildungspolitik und Wissen im Verlag „Der Tagesspiegel“ und Tillmann Warnecke, Redakteur für das Ressort Wissen im „Verlag der Tagesspiegel“.

Am 04.März 2017, erschien im Tagesspiegel-Wochenendmagazin „Mehr Berlin“ die fünfzigste und letzte Folge der Kolumne „Queer weiß das“, in der vier Autor*innen ein Jahr lang Fragen zu ihrem queeren Leben beantwortet hatten. Kurz darauf erschien die Zusammenfassung dieser Artikel in dem Buch namens „Heteros fragen, Homos antworten“.  Anspruch des Kolumnen-Buch war es, aufzuräumen mit Vorurteilen und eventuellen Homo-Märchen, wie z.B. Homos wünschen sich Heteros zu sein, Homo-Paare wollen Hetero-Rollen übernehmen, dass Schwule Frauen verachten, dass Lesben im Bett Männer vermissen oder dass alle Homos auf Fetische stehen.

An diesem Abend werden die Autor*innen Kolumnen aus dem Buch lesen und Fragen nachgehen, inwiefern das Thema „Homosexualität“ oder neuer gesagt LSBTI (lesbisch, schwul, bisexuell, trans*gender, intersexuell), noch ein Tabuthema darstellt. Was in den queeren Städten wie Berlin, Hamburg, Köln und co. als normal und vielfältig gilt, scheint in manchen Orten Deutschlands noch für Verunsicherung zu sorgen und gar eine homophobe Haltung zu schüren.

Seid herzlich dazu eingeladen, uns Queeren zuzuhören, etwas über LSBTI zu erfahren und mit uns ins Gespräch zu kommen.

Organisiert und veranstaltet wird der Abend durch die Stralsunder Initiative „QUEER!WIR HIER.“ in Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsbeauftragen der Hansestadt Stralsund und der Kontakt- und Informationsstelle Stralsund (KISS).